Im Kalender der Deutschen Humanitären Hilfsstiftung sind Familiengeschichten der Deutschen in Kirgisistan gesammelt, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Eine davon erzählt von der Bedeutung der Muttersprache, spirituellen Werten und gemütlichen Familienabenden.

Unsere Familie hat eine besondere Tradition, die wir sorgfältig pflegen und von Generation zu Generation weitergeben. Ich erinnere mich oft daran, wie mir meine Großmutter vor dem Schlafengehen alte Gedichte auf Schwäbisch vorgelesen hat, und jetzt führe ich dieses Ritual liebevoll für meine Enkelkinder fort. Abends kommen wir zusammen, und bevor ich das Licht ausschalte, lese ich ihnen in aller Stille einen kurzen Vers vor, in dem ich den Engel mit einem wunderschönen Baum vergleiche, dessen Zweige voller Güte und Segen sind:
Seele oben steht a Boom,
Mit schena, schena Ästen.
Unsere liebe Heiland
Ist alle beste.
Und vor jeder Mahlzeit sprechen wir ein Gebet, indem wir Jesus einladen, das Essen mit uns zu teilen und uns für alles zu danken, was wir haben:
Komm Herr Jesus unser Gast,
und segne was heute bescheret hast.

Guzeva (Gert) Valentina

Belovodskoe