Deportation der Wolgadeutschen – eine tragische Kapitel in der Geschichte

In der Geschichte der Wolgadeutschen gibt es Ereignisse, die man nicht vergessen kann. Eine der tragischsten Episoden war die Massendeportation während des Zweiten Weltkrieges. Es handelte sich um einen Akt der Zwangsumsiedlung, der nicht nur die Autonomie zerstörte, sondern auch das Schicksal Hunderttausender Menschen veränderte.

Beginn der Deportation

Am 28. August 1941 gab das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR einen Erlass über die Zwangsumsiedlung der Deutschen heraus, die in den Wolgagebieten gelebt hatten. Die formale Begründung war der Verdacht auf Massenspionage und Diversionen zugunsten Nazi-Deutschlands. Dem Dokument zufolge gab es angeblich „Tausende und Zehntausende von Saboteuren und Spionen“ unter der deutschen Bevölkerung. Es gab jedoch praktisch keinen Beweis für diese Anschuldigungen.

Diesem Erlass zufolge wurde die Autonomie der Wolgadeutschen abgeschafft und das Territorium selbst zwischen den Gebieten Saratow und Stalingrad aufgeteilt. Die Deutschen wurden landeinwärts in den Sowjetstaat geschickt: in den Ural, nach Kasachstan, Zentralasien, Sibirien, Altai und in die Republik Komi.

Wie verlief die Deportation

Die Umsiedlungsaktion dauerte vom 3. bis 20. September 1941 an. Sie wurde vom NKVD unter der Leitung von Lavrentij Beria durchgeführt. Die Menschen wurden unter bewaffneter Aufsicht in Waggons geladen und zu Bahnhöfen geschickt. Über 446.000 Menschen wurden deportiert.

Die Umsiedler durften Hab und Gut und Lebensmittel bis zu einer Tonne pro Familie mitnehmen, und man versprach, sie mit warmen Mahlzeiten und Brot zu versorgen. Die Transportbedingungen waren jedoch entsetzlich: Die Menschen wurden in Güterwagons transportiert, ohne ausreichend Nahrung und Wasser. Die unhygienischen Bedingungen führten zum Ausbruch von Infektionskrankheiten, an denen Dutzende von Menschen, insbesondere Kinder, starben.

Der Zeitzeuge, Valentin Eirich, erinnert sich: „Im September wurden wir, anstatt zur Schule zu gehen, in Wagons – Pullman-Viehwagons gesteckt. Sie brachten uns nach Kokchetav (heute Kokshetau, Kasachstan). Sie luden uns aus, es war kalt.“

Die Deportation der Deutschen fand unter einem strengen Regime statt. Die vertriebenen Deutschen wurden zu Sondersiedlern, was eine strenge Kontrolle ihrer Bewegungen bedeutete. Es war ihnen verboten, die Siedlungen ohne Erlaubnis des NKWD zu verlassen, und ein Verstoß gegen diese Vorschriften wurde mit bis zu 20 Jahren Zwangsarbeit bestraft.

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